Rheuma

Erstelldatum: 09.01.2023

Was ist Rheuma?

Unter dem Sammelbegriff „Krankheiten des rheumatischen Formenkreises“ fassen Mediziner heutzutage etwa 400 verschiedene Erkrankungen zusammen. Dazu zählen sehr unterschiedliche Krankheiten wie beispielsweise Gicht, Arthrose, Lupus erythematodes oder Osteoporose – die gemeinsamen Kennzeichen sind vor allem schubweise Schmerzen und Funktionsstörungen des Bewegungsapparates. Neben den Gelenken, Muskeln, Sehnen oder Knochen betreffen einige rheumatische Erkrankungen jedoch auch innere Organe. Menschen aller Altersklassen, auch Kinder und Jugendliche, können an einer Form der Volkskrankheit Rheuma erkranken. Insgesamt leben in Deutschland etwa 20 Millionen Menschen mit einer verschleißbedingten oder entzündlichen rheumatischen Erkrankung, wobei Frauen etwas häufiger betroffen sind als Männer.

Eine ältere Frau sitzt auf einem Sofa in einem gemütlich eingerichteten Wohnzimmer. Sie hält sich mit schmerzverzerrtem Gesicht das Knie und scheint unter Gelenkbeschwerden oder Arthritis zu leiden. Im Hintergrund sind ein Regal mit Büchern und Pflanzen sowie weiche Kissen auf dem Sofa zu sehen.

Welche Arten rheumatischer Erkrankungen gibt es und woran erkennt man sie?

Die zahlreichen „Krankheiten des rheumatischen Formenkreises“ kann man, je nach Ursache, in vier Hauptgruppen unterteilen. Abhängig von der Art der Rheumaerkrankung variieren auch die Symptome und typische betroffene Körperbereiche. Gemeinsam haben jedoch fast alle rheumatischen Erkrankungen, dass sie den Körper unbeweglich machen und Schmerzen verursachen, die auch psychisch eine ernstzunehmende Belastung für die Betroffenen darstellen können. Während eines Rheuma-Schubes können auch allgemeine Krankheitsanzeichen, Müdigkeit und ein generelles Schwächegefühl auftreten und den Alltag zusätzlich beschweren.

Entzündlich-rheumatische Erkrankungen
Zu dieser Art des Rheumatismus zählen Krankheiten, die auf entzündlichen Prozessen beruhen. Diese werden meist durch eine Abwehrreaktion des Immunsystems gegen körpereigene Zellen ausgelöst, weshalb sie auch als Autoimmunerkrankungen bezeichnet werden. Durch die Fehlsteuerung des Immunsystems entstehen bei diesen Rheumapatienten Entzündungen im Körper, die meist schubweise Schmerzen auslösen. Häufig sind hierbei mehrere Gelenke betroffen, wobei sich die Entzündungen durch starke Schmerzen, Schwellungen, Rötungen und Überwärmung bemerkbar machen. Ein charakteristisches Anzeichen einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung ist außerdem die Morgensteifigkeit der Gelenke, die mehrere Stunden lang andauern kann. Bei einigen Krankheitsbildern dieser Art des Rheumatismus können jedoch auch innere Organe, Muskeln, Nerven, Blutgefäße oder die Haut betroffen sein. Mit etwa 800.000 Betroffenen in Deutschland ist die rheumatoide Arthritis die häufigste Art der entzündlich-rheumatischen Erkrankungen. Weitere Formen sind beispielsweise Psoriasis-Arthritis, juvenile idiopathische Arthritis (ein bei Kindern und Jugendlichen auftretendes Krankheitsbild), Morbus Bechterew, Vaskulitis (eine Entzündung der Blutgefäße) und Lupus erythematodes.

Verschleißbedingte (degenerative) Gelenk- und Wirbelsäulenerkrankungen
Zu den bekanntesten Verschleißerkrankungen zählt die „Arthrose“; eine Gelenkabnutzung, die prinzipiell an jedem Gelenk auftreten kann und an der vorwiegend ältere Menschen erkranken. Schmerzen und Bewegungseinschränkungen sind typische Kennzeichen, besonders oft sind Knie- und Hüftgelenke sowie Finger betroffen. Auch Gelenke der Wirbelsäule können von dieser Art des Rheumatismus betroffen sein, wobei Patienten dann meist sogenannte „Anlaufschmerzen“ nach dem Aufstehen oder beim Loslaufen nach längerem Sitzen spüren. Schmerzen in Ruhephasen ohne Belastung treten hier, anders als bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen, eher selten auf. Auch die Sehnenscheidenentzündung, oft durch Überbeanspruchung oder entzündliche Prozesse ausgelöst, zählen einige Experten zu den verschleißbedingten rheumatischen Erkrankungen.

Weichteilrheumatismus
„Weichteilrheumatismus“ ist ein Sammelbegriff, der meist für verschiedene schmerzhafte Beschwerden von „weichem Gewebe“ des Bewegungsapparates verwendet wird. Dazu zählen unter anderem Muskeln, Sehnen, Schleimbeutel, Bänder und Faszien. Typische Erkrankungen sind beispielsweise Schleimbeutelentzündungen, Sehnenscheidenentzündungen (gehören auch zu degenerativem Rheuma) oder das Fibromyalgie-Syndrom, eine chronische Schmerzkrankheit, die neben Muskelschmerzen auch weitere Symptome wie Müdigkeit, Konzentrations- und Schlafstörungen verursachen kann.

Stoffwechselerkrankungen mit rheumatischen Beschwerden (pararheumatische Erkrankungen)
Ebenfalls zu den „Krankheiten des rheumatischen Formenkreises“ gehören Stoffwechselstörungen, die rheumatische Beschwerden hervorrufen. Verschiedene Erkrankungen, die grundsätzlich den Stoffwechsel betreffen, gehen mit Schmerzen in den Gelenken beziehungsweise Einschränkungen des Bewegungsapparates einher. Bei der Osteoporose beispielsweise, auch Knochenschwund genannt, verursacht eine Störung des Knochenstoffwechsels eine höhere Anfälligkeit für Knochenbrüche. Häufig sind Unterarm-, Oberschenkelhalsknochen oder Wirbelkörper betroffen, wobei vor allem durch Brüche verformte Knochen im Rücken zu dauerhaften Schmerzen oder einem versteiften Rundrücken führen können. Auch die Stoffwechselkrankheit Gicht, deren Betroffene eine erhöhte Harnsäure-Konzentration im Blut aufweisen, kann zu Gelenkbeschwerden führen: Lagern sich Harnsäurekristalle in Gelenken ab, kann dies schmerzhafte Entzündungen auslösen, von denen besonders häufig das Großzehengrundgelenk betroffen ist. Ein weiteres Beispiel ist die Erbkrankheit Hämochromatose, bei der sich infolge eines Gendefekts zu viel Eisen in bestimmten Organen ablagert. Neben Diabetes und Leberzirrhose können auch hier Gelenkbeschwerden eine Folge der rheumatischen Erkrankung sein.

Was sind die Ursachen für Rheuma?

Genauso vielfältig wie die verschiedenen rheumatischen Krankheitsbilder selbst sind auch die Ursachen bzw. Risikofaktoren, die den Ausbruch einer „Krankheit des rheumatischen Formenkreises“ begünstigen. Bei einigen rheumatischen Beschwerden spielen Autoimmunkrankheiten eine Rolle, wobei häufig genetische Veranlagungen ausschlaggebend sind. Auch Überbeanspruchung bzw. Fehlbelastung von Gelenken, Übergewicht, ungesunde Ernährung oder mangelnde Bewegung können, vor allem bei den verschleißbedingten Rheumaerkrankungen, entscheidende Faktoren sein. Außerdem sind unter anderem Stoffwechsel- und hormonelle Störungen für einige rheumatische Krankheitsbilder, wie beispielsweise die Gicht, verantwortlich.
Junge Physiotherapeutin in weißem Kittel hilft einer älteren Frau mit grauen Haaren bei einer Armbewegung während einer Therapieeinheit in einem hellen, modern eingerichteten Raum.

Wie wird Rheuma behandelt?

Die meisten rheumatischen Erkrankungen sind auf dem jetzigen Forschungsstand noch nicht heilbar, jedoch kann eine geeignete Behandlung dabei helfen, Schmerzen zu lindern und eine eventuelle Zerstörung der Gelenke aufzuhalten. Hierbei gilt: Je früher die Krankheit diagnostiziert und eine Therapie eingeleitet wird, desto größer sind die Chancen, den Krankheitsverlauf erfolgreich zu verlangsamen oder sogar zum Stillstand zu bringen. Das rechtzeitige Aufsuchen eines Rheumatologen ist daher für Betroffene entscheidend, damit ein geeigneter Behandlungsplan entworfen werden kann. Eine Rheuma-Therapie variiert je nach Diagnose und kann aus verschiedenen Komponenten bestehen: Medikamente, Physiotherapie (um die Beweglichkeit der Gelenke zu erhalten und die Muskulatur zu stärken) und Ergotherapie können Beschwerden lindern. Je nach Intensität der Rheumaerkrankung kann eventuell auch eine Schmerztherapie oder Rehabilitation sinnvoll sein. Gegebenenfalls sollten Rheumatiker außerdem auf eine entzündungshemmende Ernährung achten und im akuten Rheumaschub können Kälte- oder Wärmetherapie unterstützend eingesetzt werden.

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Quellen:
https://www.gesundheitsinformation.de/rheumatoide-arthritis.html
https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Rheuma-Symptome-erkennen-und-mit-Ernaehrung-behandeln,rheuma172.html
https://www.rheuma-liga.de/rheuma
https://dgrh.de/Start/Patientenbereich.html
https://flexikon.doccheck.com/de/Erkrankungen_des_rheumatischen_Formenkreises


Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung der Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d) verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.


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